Immer mehr junge Menschen fühlen sich erschöpft, ausgelaugt und sind von einer inneren Unruhe geplagt! Wie finden Betroffene den Weg aus dem Bornout oder Möglichkeiten präventiv vorzubeugen? In diesem Blog gebe ich einen Einblick über einen jungen Mann auf seiner Etappe aus dem Bornout.
Die Planung des Burnout Präventions Workshops
Nach einem kurzen Telefongespräch treffe ich Max (Name geändert), einen 23-jährigen Burschen, in einem Kaffeehaus. Er macht einen aufgestellten und motivierten Eindruck, innerlich geht es ihm aber nicht sehr gut. Sein Arzt hatte ein Burnout respektive eine Erschöpfungsdepression diagnostiziert. Nach dem Kennenlernen erkläre ich ihm in groben Zügen die Möglichkeiten des Programmes. Er möchte einfach mal raus, den Kopf frei bekommen, seine «Sorgen» auf den Tisch legen und das ganze analysieren und strukturieren. Wir einigen uns darauf, sieben Tage in der Natur zu sein und im Engadin von Celerina nach Maloja zu wandern. Schlafen werden wir in hochmodernen, ultraleichten und superbequemen Hängematten. Die Priorität liegt in der Erholung. Er soll gut und genug schlafen, sich gesund ernähren, sich viel bewegen aber nicht verausgaben. Er soll und darf die Natur erleben, die Momente geniessen, den Kopf freibekommen, den Körper und Geist trainieren.
Der ganze Tag ist klar durchgeplant und strukturiert. Wandern, Outdoor Skills / Strategien erlernen und gezielte Coaching-Einheiten stehen auf dem Tagesprogramm. Um unstrukturierte und endlose Gespräche zu vermeiden, sind täglich Coaching Blöcke fix eingeplant. Nur während diesen Coaching Blöcken besprechen und analysieren wir die anzugehenden Probleme und legen die dann wieder zur Seite. Die Familie wird einbezogen, ich präsentiere ihnen offen und transparent meinen Plan und lasse ihnen Zeit für die Entscheidung. Einen Tag später ruft Max mich motiviert an. Wir warten eine Schönwetterphase ab – gar nicht so einfach im «Sommer» 2021 – Let’s Go!

Grundlagen und Sicherheit in der Natur
Ich treffe Max in der Nähe von Solothurn. Zusammen fahren wir ins Engadin. Nach einem kurzen Abstecher nach St. Moritz packen wir die Rucksäcke. Hängematte, Tarp, Schlafsack, Pfanne, Messer, einen Feuerstahl, Nahrung, ein paar warme Kleider und natürlich gehört darf auch ein Kaffeekocher nicht fehlen. Zusätzliche Gegenstände mitzunehmen sind ihm freigestellt, muss es aber selbst tragen. So packen wir alles für sieben Tage in einen Rucksack und marschieren los. Die Mittagspause machen wir am Lej da Staz. Nach einer herrlichen Abkühlung im Bergsee geht es weiter. Wir haben genug Zeit um langsam, aber stetig zu Wandern, ruhig zu atmen und den Wald zu geniessen. Das Highlight sind die mächtigen 1400 Jahre alten Arven. Oben angekommen machen wir das Grundlagen- und Sicherheitstraining. Auch auf offiziellen Wanderwegen sind wir den Gefahren und Überraschungen der Alpen ausgesetzt. Wildschutzgebiete und Hochmoore werden strikte gemieden. Der Umgang mit dem Messer und der Ausrüstung etc. will geübt sein. Eine der wichtigsten Regel lautet: LEAVE NO TRACE! Anschliessend bauen wir das Camp auf. Dann machen wir ein kleines Feuer, essen Spezialburger mit Bio Rindsplätzli und richtig viel Käse. Dazu gibt es Cantadou Champignons. Diese Köstlichkeiten geben uns genug Wärme und Energie für die Nacht. Trotz kurzem Regenschauer bleiben wir trocken und warm.
Abstand gewinnen, Raum schaffen, Ruhe finden
Am Morgen kriecht Max aus der Hängematte. Mit verschlafenem Blick meinte er lächelnd, dass er besser geschlafen hat als erwartet. Wir machen einen ordentlichen Bialetti Kaffee, essen Porridge mit Nüssen und Früchten. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Hahnensee. Wir marschieren gemütlich, halten ab und zu inne und lassen die Natur auf uns einwirken. Wir wandern bewusst langsam und konzentrieren uns auf die Atmung. Die Sonne scheint durch die Bäume, die Vögel zwitschern, der Wald duftet herrlich. Im Restaurant Hahnensee lassen wir uns die lokalen Spezialitäten schmecken. Wir benutzen immer die sanitären Anlagen von Restaurants, um die Natur reinzuhalten. Nach einem Bad im See suchen wir einen auserlesenen Kraftort auf. Zuerst bauen wir das Camp auf, um uns vor den Elementen zu schützen.

Anschliessend lernen wir mit dem Feuerstein und mit natürlichen Materialien ein Feuer zu entfachen und kochen ein feines Linsen-Curry. Besteck haben wir keines dabei, also schnitzen wir uns kurzerhand einen Löffel. Beim Lagerfeuer machen wir eine Coaching Session. Er legt seine Lasten dar. Wir machen einen Prioritätenliste und erarbeiten eine Strategie, wann und wie wir die Themen angehen. Bald wird es Dunkel und wir erfreuen uns am Mond, den Sternen und der Aussicht auf das Tal. Sitzend starren wir ins Feuer, die Gedanken verfliegen und wir fühlen die Wärme des Feuers. Wir werden schläfrig und dann geht’s ab in die Hängematte, mit Blick ins Universum – atemberaubend!
Kopf, Körper und Geist trainieren
Wie immer nach dem Frühstück besprechen wir den Tagesplan. Heute steht die anstrengendste Etappe auf dem Programm. Max muss sich sicher sein, diese Route wandern zu können, ohne sich zu verausgaben. Wir müssen uns eingestehen, dass der Rucksack wegen dem Essen noch zu schwer ist. Wahrscheinlich würden wir es packen, aber die Erholung hat oberste Priorität. Max lässt den Kopf etwas hängen. Er ist enttäuscht über sich selbst, weil er meinen Plan nicht genau umsetzen konnte. Diese Situation kennt er aus seinem Leben. Wir machen das Beste aus der Situation. Statt den ganzen Tag zu wandern, machen wir einen Erholungstag. Wir tanken Vitamin D an der Sonne, gehen nochmals ins Restaurant und schwimmen im Bergsee.
Wieder im Camp angekommen, stelle ich Max die Frage: Was haben Wasser, ein Kondom und ein Feuer gemeinsam? Ich lasse ihn eine Weile überlegen. Ein mit Wasser gefülltes Kondom im richtigen Winkel zur Mittagssonne bündelt sich das Licht auf einen Brennpunkt. Mit diesem Lupeneffekt wollen wir das Holz zum Brennen bringen. So versuchen wir eine ganze Weile das Feuer zu entfachen und probieren dabei verschiedene Materialien aus. Die Gedanken sind nur auf das Feuer machen gerichtet, alles andere ist ganz weit weg. Es beginnt immer wieder zu rauchen, aber irgendwann platzt der Gummi. Das ist auch eine Lektion – wir krümmen uns vor Lachen.

Geduld, Durchhaltewille, Innovation, Demut – unsere Resilienz wird gestärkt. Zum Glück kennen wir viele Möglichkeiten ein Feuer zu machen.
Wir beobachten zwei junge Füchse in der Nähe, die das Jagen erlernen. Ein Bartgeier fliegt über unsere Köpfe.
Abends am Feuer machen wir eine Coaching Session betreffend der Planänderung vom Morgen. Er kann nun akzeptieren einen Plan zu haben, ohne diesen exakt umsetzen zu müssen, aber die Strategie trotzdem umsetzen zu können. Es ist wichtig auf seine Signale zu achten und diese auch zu befolgen. Wir haben das Programm angepasst, konnten uns erholen und hatten Zeit das gelernte zu vertiefen.
Strategien entwickeln, um Stress zu reduzieren

Max litt schon vor seinem Burnout an schweren Schlafstörungen. Inzwischen schläft er fast wie ein Murmeltier. So gegen 10:15 Uhr klettert er aus der Hängematte. Nach der Morgenroutine gibt es Frühstück mit Kaffee. Wir verbrennen den Müll, den wir im Wald gefunden haben, packen den Rucksack und weiter geht’s. Der Rucksack ist leichter geworden – oder wir sind stärker! Wir kommen gut voran und wandern weiter als geplant. Einen kurzen Zwischenstopp machen wir in der Alp Surlej und wandern achtsam weiter nach Furtschellas. Wir unterhalten uns über das dunkle, klebrige, unruhige und schwierig zu beschreibendem innerem Gefühl, das durch ein Burnout entstehen kann und was er dagegen tun kann. Oben angekommen richten wir uns routiniert ein. Schnell, effizient aber ohne Stress.
Am späteren Nachmittag ist ein Coaching Block eingeplant. Wir vereinbaren das Ziel, welches Max erreichen möchte. Somit wird der Fokus auf das Ziel gerichtet und nicht auf das Problem. Wir analysieren die Belastungen und Ressourcen seiner drei Jobs und der Schule klar und strukturiert. Bei jeder Belastung erarbeiten wir konkrete taktische Massnahmen, um den Stress zu reduzieren. Bei zwei Jobs und der Schule sieht die Bilanz positiv aus. Bei einer Arbeitstätigkeit ist sie negativ. Max wird diesem Arbeitgeber künden. Auch die Kündigung selbst belastet ihn schwer, weil er der Unternehmerfamilie sehr nahesteht. Dazu werden wir morgen ein Coaching in Form eines Rollenspiels machen. Wir erarbeiten eine Strategie wie er unter Beachtung seiner Signale die zwei Jobs und die Schule in Angriff nehmen kann.
Vorbereitung in den Wiedereinstieg
Unsere Gedanken sind langsamer, die Sinne sind schärfer und der Körper ist stärker geworden. Wir haben in der Natur gelernt auf die Signale unseres Körpers zu achten und unsere Emotionen zu kontrollieren aber nicht zu unterdrücken. Ein kleines Abenteuer geht zu Ende. Wir haben nach Lösungen gesucht und neue Wege gefunden.
Seine Familie haben wir einbezogen, haben einen Chat eingerichtet und ihnen ein tägliches Update gesendet. Ich darf Max noch ein Stück auf seinem Lebensweg begleiten. Nach kurzer Krankschreibung beginnt er wieder zu arbeiten, setzt seine Weiterbildung fort und nimmt sich mehr Zeit für die eigenen Bedürfnisse. Er ist auf gutem Weg zur Erholung. Ein mehrwöchiger Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt konnte verhindert werden. Er hat Strategien und Lösungswege in der Natur erarbeitet, die ihm im Leben weiterhelfen werden.

Das Feedback Von Max
Burnout bei Jungen erwachsenen – ich hätte nicht gedacht, dass es mich erwischt. Durch eine Empfehlung habe ich Marco kennengelernt. Die Tour im Engadin war sehr gut geplant, der Tagesablauf strukturiert und auf mein Niveau und meine Bedürfnisse abgestimmt. Marco kennt die Gegend sehr gut und ich fühlte mich mit ihm stets sicher unterwegs. Seine ruhige und geduldige Art gab mir das Vertrauen, über mein Leben und meine Geschichte nachzudenken und zu erzählen. Das Outdoor Material, das wir in unseren Rucksäcken mittrugen, war top und wohlüberlegt, sodass wir keinen unnötigen Ballast mitschleppen mussten. Ist erstaunlich, wie wenig es brauchte, um zufrieden zu sein. In der Hängematte habe ich sehr gut geschlafen. Trotzdem freue ich mich jetzt auf das Bett! Vor dem Trip hatte ich Angst vor der Nacht, weil ich den Schlaf nicht mehr finden konnte.
Ich schätzte es sehr, dass ich einfach Max sein konnte und fühlte mich nicht wie ein Patient. Wenn ich an die gemeinsame Woche zurückdenke, rieche ich den Duft vom Arvenholz, spüre ich die wärmende Sonne auf meiner Haut, höre ich das Flackern des Feuers, sehe ich den schönen Sternenhimmel und das weite Tal mit den Seen. Ich spürte wieder meine Wurzeln und fasste Vertrauen in meine Fähigkeiten und Ressourcen. Hoch über dem Tal breitete ich meine Arme aus und spürte die Motivation, dass ich mutig und mit Zuversicht meine Ziele verfolgen möchte.
Burnout und Präventions Workshops mit Tulita
Oberste Priorität haben Erholung, Abstand gewinnen und den Fokus neu zu setzen. Das Programm umfasst die Beratung über Versicherungen, Einbezug des Umfeldes wie Familie und oder Arbeitgeber, Rehabilitation und Begleitung in den Wiedereinstieg. Wir respektieren die Natur, arbeiten mir ihr und nicht gegen sie. Die Burnout Prävention ist kein Überlebenstraining in der Natur! Das Programm wird den individuellen Wünschen angepasst. Sind Hängematten und Schlafsäcke nichts für dich? Möchtest du lieber eine Dusche und ein Bett? Kein Problem, wir organisieren die Home Base nach deinen Bedürfnissen und planen das Tagesprogramm draussen in der Natur.